Kinder-Bibeltage finden an vielen Orten regelmäßig statt, z.B. auch am Buß- und Bettag. Denn da haben die Kinder schulfrei und viele Eltern sind dankbar für ein attraktives Angebot. Meist wirken dafür katholische Pfarrgemeinde und evangelische Kirchengemeinde zusammen. So auch in Bad Neustadt, wo fünf Mitarbeitende von katholischer und evangelischer Seite ein Vorbereitungsteam bildeten. In den beiden Horten St. Konrad und Mariä Himmelfahrt wurden sie am Tag selbst durch die dortigen Mitarbeitenden unterstützt. Die Hortkinder konnten dadurch ein abwechslungsreiches und kreatives Programm zu einem Text aus der Bibel erleben. Dabei ging es dieses Jahr um die Heilungsgeschichte von Jesus und einem Mann namens Bartimäus (siehe in der Bibel bei Markus 10,46–52).
„Du bist doch blind!“ - Schnell ist dieser Satz jemandem herausgerutscht, der feststellt, dass das Gegenüber mal wieder nichts gesehen und ihn als Person oder eine Sache nicht bemerkt hat - trotz zweier gesunder Augen. Dass Blindheit jedoch nicht ausschließlich eine körperliche Behinderung ist, sondern auch im übertragenen Sinne gedeutet werden kann, das konnten die beiden Gruppen der Kinderhorte am Beispiel des blinden Bartimäus feststellen. Sie erfuhren, dass Blinde auch in der Zeit des irdischen Jesu erleben mussten, sozial ausgegrenzt und auf Hilfe angewiesen zu sein. Die meisten verdienten ihren Lebensunterhalt mit Betteln. So auch der blinde Bartimäus, der am Stadttor von Jericho saß und auf Almosen der Leute wartete. Er konnte zwar keine Menschen oder Dinge erkennen, aber er sah mit dem Herzen gut. So hatte Bartimäus ein feines Gespür für einen Freund, der um seine kranke Frau trauerte. Und doch wünschte Bartimäus sich nichts so sehr wie sein Augenlicht zurückzuerhalten. Da begegnete er Jesus, der ihn wieder sehend machte. Jesus sah den Bettler mit seinen „inneren Augen“ und half ihm so wieder ins Leben.
Die Hortkinder erlebten die biblische Geschichte ganz unterschiedlich. Denn je nach Gruppe wurde sie in der einen durch Egli-Figuren, in der anderen durch schauspielerische Einlagen nachgestellt. Im Anschluss konnten die Kinder im Gespräch eigene Erfahrungen sowohl des Blind-Seins einbringen als auch das Gegenteilige, dann nämlich, wenn sie eben nicht weggeguckt sondern ihr Herz haben sprechen lassen. Lieder und Gebete bildeten den Rahmen für die biblische Kreativarbeit mit den Kindern. Dazwischen beklebten diese mit großer Begeisterung einen Aufhänger aus glänzenden CD-Rohlingen mit verschiedenen Materialien, die die Sinneswelt des blinden und später von Jesus geheilten Bartimäus widerspiegeln sollten: bunte Watte für das Weiche, Schmiergelpapier für das Rauhe, Steine für das Harte und nicht zuletzt bunte Holzperlen und Glitzersteinchen für das Wunder sehender Augen.
(Ullrich Göbel, Stefan Wurth)