Tag der offenen Baustelle in Sondheim: Das alte Pfarrhaus wird als Herberge für Geflüchtete renoviert.

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Bildrechte Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Bad Neustadt

Interessierte und fröhliche Menschen trafen sich am 1. Juni 2024 im Flur des alten Pfarrhauses in Sondheim/Rhön zur Besichtigung am "Tag der offenen Baustelle".

Dass alte Häuser in bester Lage jahrelang leer stehen ist heutzutage keine Seltenheit. Außer den für eine Renovierung erforderlichen Finanzen brauchen die Eigentümer schließlich auch eine gute Idee, wie das Gebäude dann langfristig genutzt werden soll. In Sondheim vor der Rhön lässt sich ein Glücksfall beobachten, wo eins zum anderen kam. Das alte Pfarrhaus in schönster Lage neben Kirche und Gemeindehaus ist ein wirklich „großes Objekt“. Und genau das war das Problem: Wofür lassen sich so viele Quadratmeter sinnvoll verwenden?

Seit mehr als 15 Jahren zerbrach man sich im Kirchenvorstand der Evang.-Luth. Kirchengemeinde den Kopf darüber und kam auf verschiedenste Ideen: Museum? Jugendherberge? Pflegeheim oder Hospiz? Nichts davon schien finanzierbar. Bis dann die evangelische Landeskirche angesichts der hohen Zahlen geflüchteter Menschen im Jahr 2015 das „Projekt Herberge“ ins Leben rief und entwickelte. Ein Fonds wurde dafür mit 10 Mio. Euro ausgestattet: „Zwei Mio. Euro werden in der Westukraine und in den Grenzregionen Lutherischem Weltbund (LWB) und Alliance for Churches Together (ACT) helfen, dort Hilfsstrukturen aufzubauen. Acht Mio. Euro stehen für die Beratung, Begleitung, Unterstützung Geflüchteter in Bayern zur Verfügung… Die Gelder stehen kirchlichen und diakonischen Trägern und ihren Partnern zur Verfügung, die Geflüchteten helfen, in Deutschland ein vorübergehendes oder dauerhaftes Zuhause zu finden.“ (www.herberge-fuer-gefluechtete.de)

Und genau das soll nun mit dem Pfarrhaus in Sondheim geschehen. 500.000 Euro aus dem Fonds und weitere Fördergelder (u.a. vom Amt für ländliche Entwicklung, vom Amt für Denkmalpflege und vom Landkreis Rhön-Grabfeld) machen es möglich, dass die Kirchengemeinde bei Gesamtkosten von 1,6 Mio. Euro „nur“ 289.000 Euro selbst finanzieren muss. Dafür sollen die Mieteinnahmen dienen, die 10 Jahre lang durch die Vermietung an geflüchtete Menschen und danach aus dem freien Wohnungsmarkt erwirtschaftet werden. Unterstützt vom damaligen Dekan Matthias Büttner fasste der Kirchenvorstand also den mutigen Beschluss, durch den seit dem Baubeginn Anfang 2023 endlich der weitere Verfall des Gebäudes beendet werden konnte. Und „auch wenn die Baukosten zwischendurch stark in die Höhe gingen, ist inzwischen die Aussicht gut, dass der geplante Kostenrahmen eingehalten wird“, freut sich Stefanie Scherf, Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes. Sie hat zusammen mit Carolin Menz die Projektverantwortung vor Ort in den Händen, im Auftrag des gesamten Kirchenvorstandes.

Am vergangenen Samstagnachmittag waren sie alle wieder mal gemeinsam aktiv beim selbst ausgerufenen „Tag der offenen Baustelle“. Über den Ortsfunk in Sondheim und Stetten sowie durch innerkirchliche Kanäle war eingeladen worden. Und überraschend viele Menschen kamen zur Besichtigung und zum Kaffeetrinken im Gemeindehaus nebenan. „Wir wollten warten, bis man was sehen kann.“, erläutert Stefanie Scherf und ist zusammen mit Carolin Menz fasziniert vom großen Zulauf, von den guten Gesprächen und der durchwegs positiven Rückmeldung der vielen Besuchenden. „Hier habe ich früher Parties mitgefeiert.“, erinnert sich eine der älteren Damen an die Zeit, als die letzte Pfarrfamilie mit halbwüchsigen Kindern im Haus wohnte. Im Jahr 1971 verließ diese den Ort… Drei moderne, helle Wohnungen und ein Pfarramtsraum werden zukünftig wieder für Leben in den alten Mauern sorgen.

Am 12. September d.J. soll die offizielle Eröffnung gefeiert werden. Und am Sonntag davor, Tag des offenen Denkmals, soll das fertiggestellte Haus nochmal zu besichtigen sein bevor die Wohnungen bezogen werden. Die Kirchengemeinde wünscht sich dafür Familien, denn eine KiTa mit Krippe sei ja vor Ort. Und Stefanie Scherf wirkt im Rückblick auf die jahrelangen nervenaufreibenden Mühen mit den Förderanträgen und immer weiteren unerwarteten Problemen ganz zuversichtlich: Es sei doch schließlich alles gut gegangen. Sie ist sich inzwischen sicher: „Das Haus steht unter besonderem Schutz.“

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