Nachrichten vom anderen Ende der Erde: Pastor Krou Magob in Bischofsheim

Krolu Magob Karte PNG
Bildrechte Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Bad Neustadt

Bischofsheim. Am Sonntag, 5. Mai, kam ein weitgereister Gast in das Städtchen am Fuß des Kreuzbergs: Pastor Krou Magob von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea war tatsächlich um die halbe Welt gereist, um in Deutschland Kontakte zu pflegen. Organisiert vom landeskirchlichen Centrum Mission EineWelt hielt er sich im Rahmen der kirchlichen Partnerschaftsbeziehung für einige Wochen in Deutschland auf. Auf Einladung der Erwachsenenbildung des Evang.-Luth. Dekanats und des Tagungs- und Erholungszentrums Hohe Rhön wirkte er für einen Tag auch bei mehreren Veranstaltungen in Bischofsheim mit. Abgerundet wurde sein Besuch mit der Besichtigung des Bruder-Franz-Hauses auf dem Kreuzberg, einer Andacht in der Klosterkirche und der Aussicht von der Kreuzigungsgruppe am Gipfel weit ins Land hinaus.

Magob + Schmidt Predigt
Bildrechte Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Bad Neustadt

Seiner Predigt im evangelischen Gottesdienst (auf dem Foto mit Sabine Schmidt von Mission EineWelt) legte Pastor Magob den Zuspruch Jesu an seine Jüngerinnen und Jünger zugrunde, sie seien „das Salz der Erde“ und „das Licht der Welt“ (Matthäus 5). Angesichts von wissenschaftlich-technologischer Entwicklung, menschlichem Aktivismus und Ausbeutung der Umwelt fragte Pastor Magob die anwesenden Gottesdienstbesucher mehrfach: „Wie könnt ihr inmitten dieser Verhältnisse und in einer derart bedrohten Welt Salz der Erde und Licht der Welt sein?“ Seine Empfehlung lautete: Das eigene Leben an Gottes Wort zu orientieren, in allem Tun ehrlich zu bleiben und Menschen in Schwierigkeiten zu helfen. So würden die Christen in dieser Welt die Einladung Gottes zu einem guten, gelingenden Leben weitergeben.

Beim anschließenden gut besuchten Kirchenkaffee entwickelte sich durch die Fragen der Gemeindeglieder ein intensives Gespräch über die Lebensbedingungen der Menschen in Papua-Neuguinea. Klar wurde: In dem gebirgigen und wenig erschlossenen Land haben viele Menschen kaum Bildungschancen. Auch dadurch stehen sie der großtechnischen Ausbeutung von Bodenschätzen durch ausländische Großkonzerne fast machtlos gegenüber. Die traditionelle Lebensweise „von dem, was die Natur im Lauf des Jahres schenkt“ wird durch die neuzeitlichen Konsumangebote abgelöst und ausgehöhlt. Zukunftsplanung sei dabei kaum ein Thema für die Menschen, die raketengleich „von der Steinzeit in die Moderne“ („from stone age into modern times“) katapultiert wurden, so Pastor Magob. 

Krou Magob Semirary
Bildrechte Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Bad Neustadt

Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Tagungs- und Erholungszentrum Hohe Rhön gab Pastor Krou Magob dort in einer Präsentation mit zahlreichen Fotos vertiefende Einblicke. Zunächst ging es darin um die Arbeits- und Reisebedingungen in seinem Heimatland. Papua-Neuguinea, das wurde deutlich, ist in weiten Teilen lediglich von der Meeresküste her erschlossen. Durch stundenlange Fahrten in offenen Booten mit Außenbordmotor gelangt man an ein besiedeltes Ufer zum Ausgangspunkt einer Straße, die dann hinein und hinauf in die Berge führt. Motorisierte Verkehrsmittel stehen zudem kaum zur Verfügung und von einem regelmäßigen Fahrplan kann keine Rede sein. So befördert z.B. ein einziger Lkw auf seiner Ladefläche die Bewohner und Besucher des Theologischen Seminars Senior-Flierl hinunter an die Küste und zurück auf den Höhenrücken bei Logaweng/Finschhafen, wo die Arbeitsstätte von Pastor Magob liegt. (siehe youtube: „Das Senior-Flierl-Seminar Logaweng“) Aus diesen und anderen Gründen verlassen in Papua-Neuguinea immer mehr Bewohner ihre ländliche Heimat und ziehen in die größeren Städte, die sich in den wenigen flacheren Küstenregionen befinden. 
Doch die kaum erschlossenen ausgedehnten Gebirgsregionen locken andere Menschen an: Ausländische Großunternehmen wurden auf der Suche nach Bodenschätzen fündig und machen sich im großen Stil an die industrielle Ausbeutung. Weitab der Küste, in der Heimatregion von Pastor Magob, gibt es z.B. einen großen Tagebau für Nickel, Kobalt und Kupfer. Aus den Bergen wird die rohstoffreiche flüssige Schlamm-Jauche („slurry“) in einer 125 km langen oberirdischen Rohrleitung zu einem Küstenort hinunter geleitet. Dort wurde ein großes Industriewerk und ein Überseehafen errichtet, welche das ursprüngliche Fischerdorf nebenan zur Nebensache machten. Giftiger Produktionsschlamm wird durch eine Rohrleitung lediglich 150 m weit ins Meer hinaus geleitet und dort in 80 m Tiefe abgelagert. Falls dieser Schlamm durch stärkere Wasserbewegungen oder Lecks in der Rohrleitung an die Meeresoberfläche gelangt, entstehen durch den Kontakt mit Sauerstoff giftige Zersetzungsprodukte. So geschehen im Jahr 2019, als eine rötliche Verfärbung des Meerwassers und ein großes Fischsterben die Lebensgrundlage der ansässigen Fischer massiv beschädigte.

PNG Protest gegen Bergbau-Müllablagerung im Meer
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Protest gegen die Ablagerung giftiger Bergbauschlämme vor der Küste Papua-Neuguineas

Dagegen formiert sich eine Protestbewegung innerhalb der Evang.-Luth. Kirche von Papua-Neuguinea, die mit Demonstrationen in die Öffentlichkeit geht. Für ihren Einsatz gegen Umweltzerstörung und Vernichtung der Lebensgrundlage bat Pastor Magob dringend um Unterstützung: „Die Rechte der Menschen und der Natur müssen Vorrang vor Märkten und Profiten haben, indem wir die Menschen befähigen, ihre Rechte zu behaupten und einzufordern. Wir müssen das Salz und das Licht der Erde sein, damit wir die Schöpfung Gottes erhalten.“