Faszinierendes Konzert des Windsbacher Knabenchors
Bad Neustadt (new) Als seien sie Boten einer anderen Welt, trugen die Buben und jungen Männer des Windsbacher Knabenchors einen so himmlisch reinen Gesang in die Christuskirche, dass die Zuhörer von absoluter Faszination ergriffen wurden und sicher im Laufe des Jubiläumsjahres 500 Jahre Reformation noch lange von diesem wunderbaren Konzert schwärmen werden.
Aus der Alltagsschwere holten die Windsbacher ihr Publikum nicht nur mit den allerersten Tönen ab, sondern auch durch die Art, wie sie die Menschen mit der Pater-noster-Motette aus dem 17. Jahrhundert berührten. Die Chorsänger hatten die Bankreihen im Kirchenschiff umrahmt und damit unmittelbare Nähe geschaffen, die sich keinen Augenblick mehr verlor.
Was dann aus dem Altarraum erklang, war so unbeschreiblich schön, dass es Worte schwer fassen können. Gänsehaut überzog manches Gemüt, anderen stockte der eigene Atem, als die vier- bis achtstimmigen Psalmvertonungen und inständigen Gebete aus verschiedenen Jahrhunderten in einer phänomenalen Intensität an ihr Ohr drangen. Dass man so sauber, präzise und ausdrucksvoll singen kann – und das in jugendlichem Alter - , löste höchste Bewunderung aus.
Mühelos stürzte sich der Chor in die schwierigsten Dissonanzen, um sie mit der gleichen Leichtigkeit aufzulösen und in kaum wahrnehmbarem Pianissimo ganz sanft verklingen zu lassen. Mit jeder Faser seines Körpers übertrug Martin Lehmann seine künstlerische, spannungsreiche Intention auf seine Sänger, die viele ungewohnte Facetten boten. So überraschten sie beispielsweise mit ihrer akzentuierten Interpretation von Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“, erzeugten eine wunderbare Echo-Wirkung und bewiesen als Männerchor unter einem Dirigenten aus den eigenen Reihen ihre Ausnahmestellung.
Als einen der angesehensten Knabenchöre der Welt hatte Dekan Matthias Büttner die Windsbacher begrüßt, die mit frenetischen Beifall bedacht wurden, aber auch selber bewundernd applaudierten: dem fantastischen Orgelspiel von Kirchenmusikdirektorin Karin Riegler, die offensichtlich durch den großartigen Chor so inspiriert wurde, dass sie in die zeitgenössische Göttsche-Vertonung eines Luther-Liedes eine ungewohnte Dramatik legte und sich in Mendelssohns Luther-Choral-Bearbeitung so steigerte, dass sie das Prädikat einer „Teufels-Organistin“ verdient hätte, auch wenn der Begriff selber nicht ganz in diesen geistlichen Kontext passt.