Seit Anfang August tut Martin A. Fiedrich seinen Dienst als Kurorganist in der evangelischen Kirche St.Michael in Ostheim, wie schon seit 24 Jahren an vielen anderen Orten. Mit kleinem Gepäck reiste er mit der Bahn Ende Juli an und brachte einige Orgelnoten und einen deutlich hörbaren Hamburger Zungenschlag mit. Studiert hat der 1951 in Herten, Westfalen, geborene Kirchenmusiker mal Biologie und das Diplom erworben. Allerdings packte ihn schon als Kind bei den Kirchenbesuchen mit seinen Eltern der Reiz des Orgelklanges – auch wenn, wie er sagt, „nicht alle Organisten gut gespielt haben“. Zielstrebig lernte er dann zunächst Klavier bei einem Lehrer, der auch Orgel unterrichtete. Mit 14 Jahren, als die Beine lang genug waren um die Orgelpedale zu erreichen, wechselte er auf dieses größere Tasteninstrument.
Mit 17 Jahren hatte er seine erste Stelle als Kirchenmusiker in Wanne-Eickel. In den folgenden Jahren absolvierte er ein Biologiestudium, vorher und danach jedoch auch ein Studium der Kirchenmusik in Herford, Wolfenbüttel und Hamburg. Am letzteren Ort leistete er zudem seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Als wissenschaftlicher Angestellter war er dann an der Hamburger Universität tätig, bis 1986 das betreffende Institut aufgelöst wurde und er sich neu orientieren musste.
Seitdem ist er beruflich als Kirchenmusiker an mehreren Kirchengemeinden in und um Hamburg musikalisch aktiv und fand damit seine Berufung. Denn das auf beweisbare Fakten gründende wissenschaftlich-materialistische Denken ist ihm zu flach: „Die Materialisten versuchen, mit zwei Sinnen die ganze Welt zu beschreiben und vergessen die weiteren Sinne. Dabei können wir Menschen doch eine Wahrnehmung für das Jenseits entwickeln. Es gibt Erfahrungen, die man mit Worten nicht beschreiben kann…“
Die findet Martin A. Fiedrich in seinem Orgelspiel. Am Spieltisch einer Orgel sitzend fühle er sich mit biblischen Worten gesprochen „wie in den Vorhöfen des HERRN“ (siehe z.B. Psalm 84,3). Und das möchte er auch den Zuhörenden ermöglichen: „in andere Sphären erhoben zu werden, sich hineindenken und hineinhören zu können.“
Bei drei Terminen ist Martin A. Fiedrich im August noch in Ostheim in St. Michael in der Kirchenburg zu hören. Beim Orgelkonzert am Samstag, 10. August, um 17:00 Uhr spielt er Orgelwerke aus 500 Jahren und fünf europäischen Ländern. Das beweist seine Offenheit für alle Stile der Orgelmusik von der Renaissance bis zur klassischen Moderne. Außerdem gibt es an zwei Sonntagen statt Gottesdiensten jeweils eine Orgelmatinee in St. Michael: am 18. und am 25. August jeweils um 9.30 Uhr. Da sind dann neben den Werken bekannter Komponisten auch manche von ihm selbst komponierte Choralvorspiele zu hören.
Und ganz unbekannt ist Martin A. Fiedrich in Ostheim schon nicht mehr. Bereits nach seiner ersten Orgelführung wurde er auf der Straße von Menschen wiedererkannt und angesprochen. Und das hat ihn als offenen und kontaktfreudigen Menschen sehr gefreut.